Episode 58 - Celtic Tiger, Wirtschaftskrise, Wiederaufbau
Hallo, servus und guten Tag, liebe Irlandfreunde. Ich begrüße euch auch heute wieder ganz herzlich zu 1 neuen Folge Avvarience trended in Island und werde euch in den nächsten Minuten mitnehmen auf eine kleine Reise rund die Insel von grünen Wiesen, Stellenklippen und schwarzen Bier. Und damit sag ich herzlich willkommen zu Episode 58 von der Bavarian Stradil in Island. Heute befassen wir uns mit 1 meiner Meinung nach hoch spannenden Episode, was wahrscheinlich noch mal mehr den Reiz gibt grade für all diejenigen, für die's ja ums Kernthema unseres Podcasts geht. Auswandern und Leben in Irland.
Speaker 1:Es ist auf der einen Seite na klar die letzte Folge unserer Serie zur Geschichte der Menschheit auf der grünen Insel. Auf der anderen Seite stößt's aber gleichzeitig eine ganz neue Tür auf, und zwar zurück in die Moderne. Wir beschäftigen uns heute mit dem Zeitabschnitt 19 98, also ausgehend vom Karfreitagsabkommen, mit dem wir in der letzten Folge aufgehört haben bis zum heutigen Tag. Und was das damit automatisch bedeutet, ist nichts anderes, als dass wir damit auch 'n bisschen drauf schauen, was Irland heute ist, gesellschaftlich, kulturell und so weiter und so fort. Und was es in der jüngeren Vergangenheit zu dem gemacht hat.
Speaker 1:Also ganz egal, ob ihr wie in den letzten Folgen einfach die Geschichte von Ehre weiterverfolgen wollt oder vielleicht mit einem Umzug in dieses schöne Land liebäugelt und einfach schauen wollt, wo steht's Irland aktuell und was steckt dahinter. Oder wenn ihr vielleicht sogar hier seid und euch wundert, was hat das Land zu dem gemacht, was es heute ist? Dann seid ihr hier definitiv absolut richtig. Ein wertvoller Einblick, den ich euch auf alle Fälle bieten möchte, bevor wir uns wieder anderen Themen widmen. Bevor wir das mit dem heutigen tun, möcht ich mich ja noch mal ganz kurz entschuldigen.
Speaker 1:Viele von euch werden's wahrscheinlich schon bemerkt haben, dass die vorangehende Episode, Folge 57, nicht ganz das war, was er eigentlich akustisch von mir gewohnt seid. Da gab's 2 kleine Probleme. Erstens war ich bei der Aufnahme ziemlich verschnupft. Ich wollte da meine selbst gesetzte Deadline auf alle Fälle einhalten und euch deswegen wirklich den inhaltlichen Mehrwert liefern. Ich hoffe, ihr konntet darüber hinwegsehen.
Speaker 1:Wir hatten zum anderen aber eine kleine Rückkopplung. Die war einem technischen Problem geschuldet, dass ich in der Zwischenzeit feststellen konnte, das auch ziemlich einfach zu vermeiden gewesen wäre. Von dem her ist es ärgerlich. Ich hoffe, ihr habt und ihr hattet oder habt, wenn ihr sie noch nicht gehört habt, trotzdem die Geduld und hört auf alle Fälle mal rein. Es geht hier ein sehr, sehr spannendes und bewegtes Kapitel irischer Geschichte, das dem heutigen Thema chronologisch richtig unmittelbar vorausgeht und damit mit Sicherheit auch die ein oder andere Voraussetzung dafür geschaffen hat, was wir heute besprechen.
Speaker 1:Also trotz aller akustischen Unwägbarkeiten hört euch, falls ihr's nicht schon getan habt, Folge 5 57 unbedingt auch an. Nun aber zurück ins Hier und Heute. Wie ich euch vorhin schon erzählt habe, befinden wir uns im Jahr neunzehnhundertachtundneunzig. Ein Jahr, das nicht nur bedeutet, dass sich ein Jahrzehnt langsam seinem Ende zuneigt. Für die ganze irische Insel ist es ein historischer Wendepunkt.
Speaker 1:Nicht nur politisch, auch wenn man sich die Gesellschaft im Ganzen anschaut, aber auch ein Zeitpunkt wirtschaftlichen Aufbruchs und emotional. Wir haben grade das Karfreitagsabkommen hinter uns. Im Norden der Insel hat es auf alle Fälle Frieden gebracht. Ein jahrzehntelanger Konflikt geht mindestens politisch zu Ende. Wenn man die Grenze, die Irland teilt, überquert, beginnt aber zugleich auch eine Erfolgsgeschichte, durch die Irland eine ganze Menge internationaler Aufmerksamkeit erfährt.
Speaker 1:In dieser besagten Aufmerksamkeit ist oft die Rede vom sogenannten Celtic Tiger. Ein Begriff, der sich mit auf die asiatischen Tigerstaaten, die zuvor schon heftig geboomt haben, bezieht und in jener Zeit grade Unterökonomen schon ein geläufiger Begriff ist. In den Jahren ab 98 aber wird er auch zu einem Synonym für ein stark verändertes Irland, das sich nun sehr verjüngt, dynamisch und global offen präsentiert. Eng damit verbunden ist ein Name, den wir schon gehört haben. Ich rede hier von Bertie Ahorn, der T-Shirt oder Ministerpräsident jener Zeit.
Speaker 1:Ein pragmatischer und sehr volksnah Politiker, der der Partei Fiana Fall angehört. Er ist seit 19 97 in seiner Position und versteht es ziemlich gut, wirtschaftliche Entwicklungen nicht nur zu erkennen, sondern auch anzustoßen und ja, verbreitet dabei im gesamten Land einen gewissen Optimismus. Er präsentiert sich als zugänglich, verlässlich, aber auch ein Macher im Hintergrund. Natürlich profitiere er auch von der Vorarbeit anderer. Da kommen über die gesamten Neunzigerjahre verteilte Investitionen in Bildung, Infrastruktur, sowie bereits bestehende Steuervorteile für sich langsam aus dem Ausland ansiedelnde Unternehmen natürlich absolut in den Plan.
Speaker 1:Wie grad schon im Profil Ahörens genannt, liegen die Wurzeln des Seltiktiger weit vor 19 98. Es war doch noch in den in Neunzehnachtzigerjahren so, dass Irland eher 'n Land war, das für hohe Arbeitslosigkeit, Auswanderung und schwache Industrie stand. Doch ein langsamer, aber stetiger Wandel beruhte auf folgenden insbesondere 4 Faktoren. Da kommt zuallererst die EU beziehungsweise ursprünglich EEG Mitgliedschaft Bestand seit 19 73. Und mit ihr kommt ein stark vereinfachter Zugang zu einem riesigen Binnenmarkt und nicht zuletzt milliardenschwere Fördergelder, insbesondere für eher ländliche Regionen.
Speaker 1:Dann haben wir, was ich grade schon gesagt hab, Investition in Bildung. In den Achtziger-, spätestens aber frühe, in den Neunzigerjahren. Und die relativ junge Bevölkerung ist damit nur noch besser ausgebildet und versorgt das eigene Land genau wie Europa und damit vorteilhaft für eine transkontinentale Zusammenarbeit, eine junge, hochqualifizierte englischsprachige Arbeitsbevölkerung. Dann ein Faktor, der eher wieder ab neunzehnachtundneunzig greift Und das ist die neu gefundene politische Stabilität und eine sehr liberale Wirtschaftspolitik, was gegenüber internationalen potenziellen Investoren doch einiges an Vorschussvertrauen schafft. 1 der Dinge ist die berühmt niedrige Körperschaftssteuer, die bei nur 12.5 Prozent und damit sage ich und schreibe bei der Hälfte dessen, was in Deutschland verlangt wird, liegt.
Speaker 1:Dies alles macht einen wirtschaftlichen Boom schon fast unvermeidlich. Wenn man das in Zahlen fasst, bedeutet das, dass das Bruttoinlandsprodukt der Republik Irland in den Jahren zwischen 19 95 und 2007 2007 durchschnittlich ungefähr 6 Prozent pro Jahr wächst. Ein absoluter Spitzenwert innerhalb der EU. Im Gegenzug dazu sinkt auch durch die neu geschaffenen Arbeitsplätze die Arbeitslosigkeit ganz gewaltig. Neunzehnhundertfünfundachtzig waren wir hier bei stolzen 15 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, die auf Jobsuche waren.
Speaker 1:Und ein Wert, der sich drastisch verringert hat. 2 Drittel viel bis die Jahrtausendwende waren wir dann bei unter 5 Prozent. Ebenso hat sich in den Jahren zwischen 95 und 2007 das Haushaltseinkommen mehr als verdoppelt und damit ein Wachstum hingelegt, das alle Inflationszahlen deutlich in die Schranken weist. Sprich, zwangsläufig wurde Irland von 1 eher ärmlichen zu 1 absoluten Wohlstandsgesellschaft möglich macht dies unter anderem die durch die Vorteile angelockte ausländische Direktinvestition. Techgiganten wie Intel, Microsoft, Dell, Apple, später Google, Amazon und wie sie alle heißen, bauen europäische Zentralen in Irland auf.
Speaker 1:Ganz besonders der Großraum Dublin wird dadurch zu einem Magneten für hoch qualifizierte, oft junge Leute vom gesamten Globus. Und auch die einheimische irische Bevölkerung dient sich durch eine junge, erfolgshungerige, oft hochqualifizierte Bevölkerung diesen neuen Arbeitgebern förmlich an, zumal ja hier keine Sprachbarriere besteht. Fast automatisch setzt dadurch ein drastisches Bevölkerungswachstum ein. Es kehren auch zum ersten Mal in Jahrzehnten mehr junge Menschen, die das Land verlassen haben, nach Irland zurück als tatsächlich vorziehen. Diese Leute müssen natürlich alle irgendwo wohnen und so boomt mehr und mehr auch der Immobiliensektor.
Speaker 1:Grade die Städte verändern sich dabei rasant. In Dublin zum Beispiel entstehen neue Stadtviertel, Einkaufszentren und bezogen auf die Arbeitsplätze moderne Bürogebäude. Nichtsdestotrotz profitieren eben nicht nur die Ballungsräume, sondern auch uralere, sprich ländlichere Gegenden. Zwar nicht ganz im gleichen Ausmaß, aber auch hier entstehen deutlich mehr Arbeitsplätze und die Infrastruktur wird sukzessive deutlich besser. Auch die Gesellschaft selbst verändert sich durch diesen neu gefundenen Wohlstand.
Speaker 1:So ist Konsum anders als zuvor ein zentraler Bestandteil des Lebenswandels. Seien's neue Autos wie immer größer werdende SUVs, Fernreisen, Zweitwohnungen gerne auch außerhalb Irlands. Dinge, die oft wirklich undenkbar waren, wären mehr und mehr und für immer mehr Menschen zur Realität. Wir haben hier einen immer reicher werdenden irischen Mittelstands. Die Bevölkerung wird aber nicht nur zusehendsreicher, sondern auch liberaler.
Speaker 1:Themen wie Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, Umweltschutz, sexuelle Selbstbestimmung und Offenheit gegenüber unterschiedlichen Orientierungen sind Themen, die nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand, sondern öffentlich breit diskutiert werden. Wie schon gesagt, das doch recht stark katholisch geprägte Moralverständnis ließ so was oft nicht unbedingt zu. Die junge Generation, die das Land prägt, ist aber wesentlich selbstbewusster, vernetzter und auch internationaler. Ein Beispiel für den gesellschaftlichen Wandel, der eine etwas andere Richtung einschlägt, aber doch diesen progressiven Ansatz sehr deutlich zeigt, ist das Raufverbot in Pubs und Restaurants, das 2004 in in Kraft tritt. Irland ist damit weltweit das erste Land, das ein vergleichbares Gesetz flächendeckend umsetzt.
Speaker 1:Natürlich gab es zur damaligen Zeit kontroverse Diskussionen drum herum. Heute im Rückblick wird aber diese Entscheidung als absoluter Meilenstein in der gesundheits- und sozialpolitischen Entwicklung des Landes gesehen. Auch kulturell ist das Land absolut in Bewegung. Musiker wie zum Beispiel die Cranberry, Stamian Rhe, Co2 exportieren irische Musik in alle Welt hinaus. Schriftsteller, ne, Robbie Doyle, Tom Toban, Ann Enriite und viele andere zu nennen, gewinnen internationale Preise.
Speaker 1:So wird zum Beispiel 2007 Enriite für ihren Roman The Gathering mit dem renommierten Booker Price ausgezeichnet. Auch Festivals wie zum Beispiel das Cowway Arts Festival oder das Electric Picknick werden große Aushängeschilder 1 kreativen Irlands. Auch im Sport gibt es zu jener Zeit viel zu jubeln. So tragen Fußballer wie Roy und Robbie Keen den Namen Irland weit in die Welt hinaus und spielen für internationale Topfvereine. Da könnte man jetzt auch Namen wie Richard Dun und weitere natürlich noch anfügen.
Speaker 1:Mit diesem großen Namen im Gepäck qualifiziert sich Irland 2002 für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea und ringt dort unter anderem der deutschen Nationalmannschaft unter Rudi Völler einen späten Punkt ab. Auch die Rugby Nationalmannschaft wird zusehends zu 1 festen Größe und der Sport im Gesamten etwas, das die Gesellschaft euphorisiert und einst. Im Jahrzehnt zwischen 19 98 und 2007 wandelt sich Irland knapp zusammengefasst von einem eher mitschwimmenden EU Mitglied zu einem ökonomischen Powerhouse mit globaler Strahlkraft. In Irland selbst will man, will man diesen Wandel oft gar nicht so richtig glauben. Binnen 1 Generation wird Irland von einem Land mit Korg, Galway und viel und vielen anderen Städten sind multikultureller geprägt, als man es sich hätte vorstellen können.
Speaker 1:Der Stolz auf das, was machbar scheint und die Aufbruchstimmung sind die dominierenden Gefühle jener Zeit. Zeitgleich werden erste Alarmsignale vollkommen übersehen oder auch geflissentlich ignoriert. Dazu gehören unter anderem, dass die Wohnungspreise gerade in den Ballungsräumen fast ungebremst in die Höhe schießen und zugleich Kredite auch ohne ausreichende Bonität in oft schwindelerregender Höhe vergeben werden und damit zur Überschuldung privater Haushalte beitragen. An vielen Stellen, nicht zuletzt seitens der Regierung, glaubt man daran, dass das aktuelle Wachstum nicht zu bremsen und unendlich sei. Man will's wahrscheinlich auch gar nicht sehen, weil der Staat überproportional von Steuern aus der Bauwirtschaft, aus Spekulationsgeschäften profitiert und dementsprechend budgetiert.
Speaker 1:Die Risiken dahinter wären von denjenigen, die eine Möglichkeit zur Kontrolle Gond wird als Business Haven für diverse Konzerne international gefeiert. Die strukturellen Probleme, die wir aber gerade genannt haben, die überhitzte Immobilienwirtschaft, die Verschuldung und nicht zuletzt eine starke Abhängigkeit von wenigen Branchen, namentlich der Finanz- und der IT Wirtschaft kommen immer mehr als offensichtliche Fakten zum Tragen. Wie sehr vieles davon nur ein Jahr später ins Wanken geraten soll, ahnt 2007 aber noch niemand. Denn 2008 trifft die internationale Finanzkrise ausgehend von den Vereinigten Staaten rund Lehman Brothers und Co die kleine Nation im Atlantischen Ozean mit voller Härte. Der gefühlt unaufhaltsame Aufstieg der letzten Jahre findet somit ein erprobtes Ende.
Speaker 1:Der letzten Jahre findet somit ein abruptes Ende, welches dadurch gerade so schmerzhaft macht, dass es eben nicht nur das das Beben auf externen beziehungsweise internationalen Märkten ist. Das ganz große Problem ist halt einfach das, was man sich strukturell geschaffen hat, die extreme Abhängigkeit Irlands von Finanz- und Immobilienmärkten, die dem Land so extrem zusetzt. Wie ich's vorhin schon mal beschrieben habe, ist es so, obwohl 2006 die ersten Warnungen kommen, dass weiterhin junge Familien Häuser Arbeit außerhalb von Städten kaufen im festen Glauben daran, dass der Wert einfach nur steigen könnte, bis dann im Herbst 2008 der große Signal kommt. Der Preis für Wohnimmobilien angestoßen durch die zuvor schon abkühlende Nachfrage fällt bis zu 50 Prozent in folgerell internationalen Krise. Reihenweise gehen Bauunternehmen pleite.
Speaker 1:Viele halbfertige Wohnanlagen oft in kleinstädtischen oder ländlichen Lagen werden nie fertiggestellt. Es ergibt sich daraus ein neuer düsterer Name, Ghost Estates oder Geistersiedlungen. Der Rattenschwanz, der sich daraus ergibt, bringt mit sich, dass Zehntausende Bauarbeiter fast über Nacht ihren Job verlieren. Der Konsum in der Gesellschaft liegt am Boden und durch die ganzen neuen Arbeitslosen und das damit verringernde Volkseinkommen werden weitere Arbeitsmöglichkeiten sukzessive verschwinden und die Arbeitslosigkeit steigt langsam aber stetig an. Durch Verluste bei internationalen Spekulationen, aber auch mehr und mehr Forderungsausfälle bei Krediten geraten auch die irischen Banken mehr und mehr in die Krise.
Speaker 1:Am härtesten trifft es die Angelo Irish Bank, war sie doch mit der aggressivste Kreditvergeber im Bausektor. Binnen Monaten also vom Vorzeige zum Prügelknaben. Genauso verspekuliert haben sich allerdings die Elite Irish Banks, bekannt als AIB oder die Bank of Irlands. Spätestens im September wird deutlich, dass besagte Banken und einige weitere Schwergewichte im Finanzsektor unmittelbar vor dem Kollaps stehen. Der Regierungschef Brian Cohen, der im Mai Burty Ahorn abgelöst hat, steht damit zwangshhalber vor 1 historischen Entscheidung.
Speaker 1:In der Nacht auf den neunundzwanzigsten September tagt das Parlament und verkündet eine beispiellose Maßnahme. Der Staat übernimmt eine Garantie für alle Verbindlichkeiten, die die irischen Banken angehäuft haben. Wir sprechen hier über die unfassbare Summe von 400000000000 Euro. Zwar sind damit die Banken erst mal gerettet, allerdings haftet die Regierung auch auch für eine unfassbare Summe, die einem Mehrfachen des nationalen Haushalts entspricht. Viele Iren fühlen sich indes betrogen, Während Familien ihre Häuser verlieren und kleine Unternehmen pleitegehen, werden somit die großen Banken, die Finanzeliten vom Staat am Leben gehalten.
Speaker 1:Kurz zusammengefasst ist die Rettungsaktion mit einem massiven Vertrauensverlust zum einen in die Finanzwirtschaft, zum anderen aber insbesondere auch in die Politik verbunden. Schnell zeigt sich in der Folge, dass auch die Garantie voreilig war, Anfang 2009 muss die Angloirish Bank in staatliche Hände übergeben werden. Der Steuerzahler haftet damit für weitere Verluste. Diese belaufen sich zu jenem Zeitpunkt auf 30000000000 Euro. Zeitgleich entsteht ein Bad Bank Modell.
Speaker 1:Mit der National Asset Management Agency wird eine Körperschaft gegründet, faule Kredite aufzukaufen. Man muss am Ende sagen, trotz oder eventuell sogar wegen aller Rettungsmaßnahmen wächst die Staatsverschuldung exponentiell an. Gleichzeitig, und das ist das fatale, gehen die Steuereinnahmen nicht zuletzt wegen der Verluste aus der Immobilienwirtschaft, die ja nicht mehr liefert, drastisch zurück. Dies führt dazu, dass das Haushaltsdefizit 2010 bei über 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes legt. Ein Wert, den man so in der EU bis dato nicht kennt.
Speaker 1:Im November 2010 beschließt die sogenannte DOUKA, bestehend aus der EU selbst, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds auf ein irisches Hilfegesuchen einen Rettungsschirm in Höhe von 85000000000 Euro. Im Gegenzug für diese internationale Unterstützung verpflichtet sich Irland zu einem strikten Sparkurs, was bedeutet, dass öffentliche Ausgaben radikal reduziert werden. So werden zum Beispiel Sozialleistungen zu einem gewissen Grad eingefroren, Beamtengehälter gesenkt. Neue Steuern werden eingeführt, so etwa eine Haushaltsausabgabe, die später zur Grundsteuer wird. Etwas, das man so in der Form bis dahin in Irland nicht kannte.
Speaker 1:Auch sozial sind die Auswirkungen natürlich verheerend, nicht nur wegen der wegfallenden Sozialleistungen, auch schießt durch die Jobverluste, insbesondere in den genannten Sektoren die Arbeitslosigkeit drastisch in die Höhe. Und zwar von vormals 5 auf den Wert aus den Neunzehnhundertachtzigerjahren. Zeitweise sind es sage und schreibe 15 Prozent der Ehren, die keinen Arbeitsplatz mehr haben. Viele, insbesondere junge Menschen und darunter nicht wenige Hochqualifizierte sehen keinen anderen Ausweg als das Land zu verlassen, dadurch, dass alle Perspektiven aktuell denkbar düster aussehen. So verlassen allein in den Jahren zwischen 2009 und 2013 über 300000 Menschen das Land, darunter viele Ärzte, Ingenieure und Pflegekräfte.
Speaker 1:Gerade was die Abwanderung von Ärzten und Pflegekräften bedeutet hat, sieht man noch heute 20 25 in dem, wie das Gesundheitswesen personell aufgestellt ist. Auch die vorhin schon angesprochene Überschuldung und die zunehmende Arbeitslosigkeit fordern ihren Tribut. So explodiert die Zahl der Zwangsversteigerungen und Insolvenzen und tragischerweise in vielen Fällen auch der Obdachlosigkeit. Familien, die sie in den Bummjahren hoch verschuldet haben, stehen über Nacht oft nur noch vor einem massiven Schuldenberg. Und auch einen, den man nicht einfach da einen Verkauf abtragen kann, da ja die Immobilienwirte komplett in den Keller gekippt sind.
Speaker 1:So groß wie noch wenige Jahre zuvor die allgemeine Euphorie war, so groß ist Anfang der Zehnerjahre der Frust, die Wut und die Verzweiflung bei den Menschen in Irland. Dieser Frust und der Umgang mit der Krise führt 2011 zu einem dramatischen politischen Einschnitt. Die Fiana Fall, jahrzehntelang dominante Regierungspartei wird komplett abgestraft. Bei der Parlamentswahl 20 11 stürzt diese von noch 41 Prozent im Jahr 2007 auf sage und schreibe 17 Prozent ab. Schlechteste Ergebnis in Ihrer Geschichte und ein Verlust von fast 2 Dritteln der Stimmen.
Speaker 1:Stärkste Kraft wird Finegal unter NDR Canny und bildet eine Koalition mit der Labour Party. Folglich wird Kenny Premierminister und kündigt einen radikalen Neuanfang an. Er fordert wirtschaftliche Stabilität, eine Reparatur der internationalen Glaubwürdigkeit und ganz vorne dran soziale Gerechtigkeit. Nichtsdestotrotz bleibt das Vertrauen in die Politik angeschlagen. Auch die Fairness ins System ist ein Punkt, an den nicht wenige Ehen zu der Zeit einfach nicht mehr glauben können und das noch eine Rolle spielen wird.
Speaker 1:Verständlich hat das Land doch seine ökonomisch schwierigsten Jahre der jüngeren Vergangenheit hinter sich. Umso schmerzhafter ist diese Entwicklung noch, da ja das Ganze aus einem kompletten Höhenflug heraus passiert ist. So negativ dies klingen mag, sind besagt der Frust genau aber wie auch die Erkenntnisse daraus und aus der Krise im Allgemeinen etwas, das wohl die Kraft- und den Grundstein für den folgenden Wiederaufbau schafft. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich Irland, gerade weil die Krise durch so eine einseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zustande kam, neu erfinden wird. Nicht nur ökonomisch, aber auch gesamtgesellschaftlich und insbesondere auch politisch.
Speaker 1:Und so soll 2012 ein Jahr werden, das den Startpunkt setzt für einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser wird aber nicht frei von Widersprüchen und mit Sicherheit nicht frei von Spannungen bleiben. Doch das ist ein Thema, das wir uns gleich genauer anschauen. Der erste Hoffnungsschimmer ist jetzt ist hier der Außenhandel. Neben dem wieder erstarkenden Technologiesektor kommt hier auch die Pharmaindustrie hinzu und hilft dabei, dass Irland ganz langsam, aber stetig aus der Rezession heraustritt.
Speaker 1:So sind's große multinationale Konzerne wie Pfizer, Google, Apple, Amazon, Microsoft, Intel oder Facebook, die dem Land trotz der Krise weiterhin treu bleiben. Alle investieren sie fleißig weiterhin und schaffen damit Arbeitsplätze ganz zuvorerst in den Ballungsräumen rund Dublin, Cork, Garvey und auch Limdrick Sowie einigen weniger bekannten Standorten, die hier noch mal eine Rolle spielen. Hier wäre vielleicht Donder als Sitz von beispielsweise PayPal und zeitweise eBay zu benennen. Die Gründe sind im Wesentlichen die, die wir vorhin schon benannt haben. Die im Großen und Ganzen politische Stabilität, die Bevölkerung, die nicht nur hochqualifiziert, sondern auch überwiegend englischsprachig ist und ganz entscheidend der steuerliche Vorteil.
Speaker 1:Nach wie vor legt die Körperschaftssteuer bei zwölfeinhalb Prozent. Ein Punkt, der auch innerhalb der EU des Öfteren in Kritik gerät. Nicht wenige Mitgliedsländer sehen dahingehend einen unlauteren Wettbewerbsvorteil, den sich die Republik Irland auf diesem Wege verschafft, indem sie die Gunst der Konzerne buhlt. Bald sollen die Investitionen für die Unternehmen, die dieses Risiko auf sich genommen haben, Rechnung tragen. Die Exportzahlen des kleinen Landes steigen weiter und weiter.
Speaker 1:So ist Irland auch 1 der wichtigsten Matech- und wie schon genannt, Pharmastandorte Europas geworden. Zwischen 20 12 und 2014 verdoppelt sich der Wert der Pharmalieferungen ins Ausland. Auch im digitalen Bereich, der ja für dieses Land so wichtig ist, ist zu verzeichnen, dass ihr Land mehr und mehr, nachdem es auf aus der Krise aufwacht, an Gewicht auf digitalen Märkten gewinnt. All dies trägt auch für die Gesamtwirtschaft Früchte. So verzeichnet Irland schon 2014 ein sehr sattes Wirtschaftswachstum, das bei über 5 Prozent liegt und auch in den Folgejahren eine starke Konjunktur.
Speaker 1:Eine fast automatische Folge draus ist, dass sich die Arbeitslosigkeit, die noch im Jahr 2012 bei über 15 Prozent liegt, sehr kontinuierlich verringert. So sind es 2017, also 5 Jahre später, weit unter 7 Prozent. Im wirtschaftlichen und politischen Zentrum Dublin sogar noch weniger. Die IWF bezeichnet 2015 Irland als eine der dynamischsten Erholung in Europa in Bezug auf das Auferstehen aus 1 wirtschaftlichen Krise. Und lobt das Land damit indirekt als einen Vorzeigekandidaten unter den ehemaligen Krisenländern.
Speaker 1:Im Dezember 20 13 endet offiziell der internationale Rettungsschirm. Irland verlässt den Bail out, ohne neue Hilfen in Anspruch zu nehmen und ist wieder in der Lage, sich eigenständig über die Finanzmärkte zu finanzieren. Ein durchaus symbolträchtiger Moment. Das Land hat damit auch wirtschaftlich seine Souveränität zurückgewonnen. Nachdem schon weit vorher die Techbranche im Land ziemlich stark war, wird spätestens jetzt Dublin zum europäischen Techzentrum zur Hauptstadt der Technology Industrie in Europa.
Speaker 1:Ein Symbol für den neuen Aufschwung ist ein Viertel in Dublin, das als bekannt werden soll in der ehemaligen Hafengegend, also nach wie vor in der Hafengegend, aber auf Bereichen, die früher tatsächlich zum Hafen im Sinne von Verladestationen und Lagerhallen und so weiter zählten, entstehen mehr und mehr Bürogebäude von internationalen Techgiganten. Angelehnt ist der Name, viele werden sich's schon gedacht haben an die Silicon Docks in Kalifornien, wo ja mehr oder weniger das Hirn der Industrie sitzt. In besagten Silicon Docks sehen siedeln sich nach und nach immer mehr Hauptquartiere für den europäischen Markt. Von Google, Facebook, Microsoft beziehungsweise LinkedIn, Twitter und vielen weiteren Unternehmungen an. Ein irisch gegründetes Unternehmen, Excenture zum Beispiel findet sich auch darunter.
Speaker 1:Geprägt sind die Docks von moderner Architektur, hippen Cafés, immer häufiger werdenden Co Working Spaces und stehen für ein modernes kosmopolitisches Irland geradezu als Symbol ein. Nicht nur die genannten Techgiganten boomen, auch darum herum entstehen immer mehr Arbeitsplätze im Bereich Finance, Consulting, Marketing und weiteren IT Dienstleistungen. Es entsteht weiterhin eine neue urbane Mittelschicht, jung, international und gut ausgebildet. Es kommt aber selten ein Vorteil ohne Nachteil und so bringt dieser Boom auch gewisse Herausforderungen mit sich. So zeigt sich spätestens 2015 ein deutliches Problem auf.
Speaker 1:Und das besteht in der immer deutlicher werdenden Wohnungsnot war ja der Bauboom der Vorkrisenjahre quasi von jetzt auf gleich abgerissen. Und dementsprechend war Neubautätigkeit denkbar gering. Das Problem verschärft sich damit, dass nicht nur sich die Bevölkerung zum Teil innerhalb des Landes verlagert, sondern wie ich vorhin schon beschrieben hab, zum einen viele vormals Ausgewanderte Ehren in ihre Heimat zurückkommen, gleichzeitig aber auch durch Zuwanderung die Bevölkerung weiter ansteigt. So wenn wir nur mal Dublin als Beispiel nehmen, stieg die Bevölkerung von 1100000.0 im Jahr 20 11 auf über 1300000.0 im Jahr 2019. Also ein Anstieg von ungefähr 20 Prozent im Zeitraum von gerade mal 8 Jahren.
Speaker 1:Da aber im Gegensatz zur Nachfrage das Angebot kaum steigt, explodieren in insbesondere den Ballungsräumen und gerade auch in Dublin die Mieten. So steigen diese in der Hauptstadt zwischen 2014 und 2019, also binnen gerade mal 5 Jahren über 50 Prozent an. Und das bei oft stagnierenden oder zumindest nur marginal steigenden Löhnen in vielen Berufsgruppen. Das führt dazu, dass Menschen gerade jüngere Berufstätige ziemlich unter Druck geraten. Es wird damit auch eine neue Generation geschaffen, die sogenannte, eine Altersgruppe an jungen Menschen, die sich aufgrund der hohen Mietbelastung kaum ja, Eigenheim beziehungsweise eben die das Eigenkapital zusammensparen kann, sich Eigenheim zu kaufen, geschweige denn Kredite in ausreichender Höhe erhalten würde.
Speaker 1:Und das in einem Land, das traditionell eine sehr, sehr hohe Eigenheimquote hat und damit einen Umstand, der wahrscheinlich das Problem dadurch noch mal verschärft, weil der Mietmarkt ohnehin kleiner ist als in Ländern mit 1 niedrigeren Eigenheimquote. Mehr und mehr und nicht zuletzt als Folge des gerade beschriebenen wird auch Obdachlosigkeit zu einem gesellschaftlichen Dauerthema. So sind Ende 2019 offiziell über 10000 Menschen über 10000 Menschen obdachlos, darunter viele Familien und Kinder. Eine Zahl, die bis 2025 auf über 15000 ansteigen soll. Zunehmen gerät auch die Regierung unter Druck, gegen diese Problematik nicht entschlossen genug vorzugehen.
Speaker 1:Dies bedeutet aber beileibe nicht, dass gar nichts in diese Richtung versucht wird. Die Regierung unter Ender Kenny von Fineale versucht, mit Förderprogrammen und steuerlichen Anreizen den Wohnungsbau langsam wieder in Schwung zu bringen. Die Auswirkungen halten sich aber sehr in Grenzen und führen nicht zu den gewünschten Ergebnissen. 2017 übergibt Kenny das Amt an Livaradka, einem der jüngsten und zugleich wahrscheinlich der ungewöhnlichste T-Shock, den Irland je hatte. Ist er doch zwar in Irland geboren, im Rotunder Hospital in Dublin, aber der Sohn 1 indischen Arztes ist offen schwul, sehr wirtschaftsliberal eingestellt und ein treuer Verfechter der Europäischen Union.
Speaker 1:Alles Attribute, mit denen Varadka für ein modernes und über badenes Irland steht, aber oft, und das wird ihm vorgeworfen, in sozialpolitischen Fragen zu pragmatisch agiert. Damit provoziert er nicht zuletzt ein Erstarken der politischen Konkurrenz. Insbesondere Shin Fan gewinnt deutlich an Boden und ist gerade bei jungen Wählerinnen und Wählern sehr populär die soziale Gerechtigkeit als 1 der absoluten politischen Kernthemen erachten. Parallel zu diesen unmittelbar politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ist Irland auch gesellschaftlich im Aufwind und Umbruch. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Referendum zur Ehe für alle im Jahr 20 15.
Speaker 1:Mit 1 Beteiligung von ungefähr 62 Prozent der Berechtigten stimmen die Iren mit 1 sehr deutlichen Mehrheit für die Einführung 1 gleichgeschlechtlichen Ehe. Nicht nur für die LGBTQ plus Bewegung, sondern auch für die gesamte Gesellschaft ist es in Bezug aufs Miteinander und aufs Denken ein tatsächlicher Meilenstein. Wenn man bedenkt, dass Irland 1 der vielen Länder ist, die noch in den Neunzehnhundertundachtzigerjahren homosexuelle Beziehungen und sonstige Aktivitäten kriminalisieren. Und nun zum ersten Landwirt, das die Ehe für alle sexuellen Ausrichtungen legalisiert in einem Volksabstimmen. Auch ist es ein Zeichen, dass sich die Gesellschaft vom Werteverständnis und den Entscheidungen der katholischen Kirche deutlich emanzipiert, zumal ohnehin mehr und mehr auch gläubige Menschen von dieser Institution mehr als kritisch eingenommen sind, einen erheblichen Anteil dazu erleichtern, die sich häufen Missbrauchsvorwürfe in jenen Jahren.
Speaker 1:Auch in unterschiedlichsten kulturellen Belangen erfährt das Land einen Wandel und in gewisser Hinsicht eine Renaissance. So ist zum Beispiel die irische Literatur abermals international gefeiert, wo Autoren wie Sally Rooney oder Donald Ryan internationale Auszeichnungen am laufenden Band einfahren und auch mit diversen Filmen und Serien Irland auf sich aufmerksam wird. Weit vorne zu nennen ist da mit Sicherheit Darry Girls eine Serie, die mit einem gewissen gewissen Witz, aber auch sehr viel Tiefgang das Leben Jugendlicher in Darry während der Troubles aufzeigt. Und über Irland hinaus viele Anhänger findet. Ein weiteres Beispiel ist der Film Room von Lenny Abrahamson, der für sage ich und schreibe 4 Oscars nominiert wird.
Speaker 1:Die irische Kultur ist damit stark modernisiert und findet international weiten Anklang und viel Lob, ohne dass man sich jedoch von der eigenen Geschichte und Sprache distanzieren muss. Etwas, in das sich der Sport nahtlos einfügt. Hier ist besonders zu erwähnen die Rugbyen Nationalmannschaft, die ihren Einzug in die Weltspitze eindrucksvoll untermauert mit Strümpfen bei den Sixt Nations Turnieren 2014 und 15. Aber auch die Fußballer des Landes feiern einen Achtungserfolg und erreichen bei der EM 2016 das Achtelfinale, wo man denkbar knapp am Gastgeber Frankreich scheitert. Erwähnt werden muss hier auch die Boxerin Katie Taylor, die bei den Olympiaspielen in London 20 12 eine Goldmedaille holt und damit auch zu 1 Symbolfigur wird, sich gegen jegliche Widerstände durchzusetzen und auf den eigenen Erfolg zu drängen.
Speaker 1:Die Zehnerjahre, die in 1 sehr schwierigen Position begonnen haben, beschließt man nun also abermals als wirtschaftlich starke Nation, die deutlich liberalisiert und urbanisiert genauso wie auch globalisiert ist und mit einem neuen Selbstbewusstsein. Dies alles soll aber nicht darüber hinwegtrügen, dass nicht auch neue soziale Probleme sich einstellen, nicht zuletzt befeuert durch die bereits angesprochene Wohnungsnot. Und auch da sind wir bei Herausforderungen, die neben vielen anderen Themen die jüngsten Jahre der Vergangenheit mitbringen sollen, die Zweitausendundzwanzigerjahre. Ein Jahrzehnt, das man mit Optimismus, aber auch 1 gewissen Anspannung beginnt, Steht doch unter anderem der Brexit, der wenige Jahre zuvor beschlossen wurde ins Haus. Eine Situation, die Irland etwas in eine Schwebeposition bringt.
Speaker 1:Wirtschaftlich sind darin mit Sicherheit Chancen, aber auch Herausforderungen zu sehen. Und es ist in jedem Fall zu sehen. Und es ist in jedem Fall zu erwarten, dass politisch wie auch gesellschaftlich einige Einschnitte auf sich warten lassen. Denn 1 ist klar, als das Vereinigte Königreich am einunddreißigsten Januar 2020 die Europäische Union verlässt, wird Irland mit voller Wucht getroffen. Es ist doch zum einen das einzige EU Land, das eine unmittelbare Grenze mit dem UK hat, der höchsten Landgrenze, die innerhalb der irischen Insel verläuft und damit brisante Fragen zwangsläufig in Erscheinung treten.
Speaker 1:Wie schaut's künftig mit dem Handel aus? Was passiert mit dem gemeinsamen Reiseabkommen und damit mit den offenen Grenzen? Besteht doch von nun an mitten im Land eine EU Außengrenze. Und inwiefern tangiert das das Karfreitagsabkommen, das ja genau solchen Situationen in irgend 'ner Form vorbeugen sollte? Die gravierendsten Folgen zu vermeiden, wird im Jahr 20 20 ein sogenanntes Nordirland Protokoll verabschiedet, was beinhaltet, dass die Provinz, die vom Rest der Insel durch eine Grenze getrennt ist, de facto im EU Binnenmarkt verbleibt, während Großbritannien, also die Nachbarinsel auch aus dem Binnenmarkt austritt.
Speaker 1:So ist eine harte Grenze zumindest schon mal vermieden, was viel Sprengstoff in vielerlei Hinsicht vorneweg schon mal rausnimmt. So zumindest der theoretische Gedanke. Denn von unionistischer Seite fühlt man sich ein Stück weit entfremdet und betrogen und trotz des gemeinsam beschlossenen Austritts von Großbritannien abgetrennt, was nicht nur zu politischen Debatten, sondern auch zu Ausschreitungen, insbesondere im Belfast führt. Einige Herausforderungen und 1 der Punkte, wo es wohl besonders spürbar ist, dass aufgrund der neuen Grenzsituation die Zollkontrollen in die irische See rutschen und so eine Kontrolle zwischen Nordirland und Großbritannien stattfinden soll, was im Endeffekt ein Stück weit das Gefühl vermittelt, dass die Grenze als Ganzes in die irische See verschoben wurde. Für die Republik Irland stellt das Ganze trotz aller bürokratischen Herausforderungen aber auf alle Fälle auch eine Chance da.
Speaker 1:So wird man dadurch, dass Großbritannien wegfällt zu 1 Art englischsprachigen Drehkreuz innerhalb der EU. Umso mehr noch mal als schon zuvor für US Firmen, internationale Finanzdienstleister und die Diplomatie. All dies führt dazu, dass in der Folge nicht wenige Unternehmen gerade eben solche aus Übersee, also aus gerade aus den USA und von anderen Kontinenten, ihrer europäischen Vertreter würden von London nach Dublin verlagern. In jedem Fall eine große Chance auf weiteres Wirtschaftswachstum, nicht zuletzt aber auch 'n gewisses Risiko. Macht man sich doch damit durch den noch größer werdenden Anteil an der Gesamtwirtschaft mehr abhängig von ausländischen Konzernen, als es davor schon der Fall war?
Speaker 1:Kaum ist der Brexit offiziell vollzogen, bricht eine neue Herausforderung übers Land hinein. Die Covid 19 Pandemie breitet sich in vollen Zügen aus. In vielen Ländern der Welt ist bis dahin schon viel passiert in Bezug auf Infektionen, auf Verbreitung des Virus. In Irland sind bislang nur einzelne Fälle bekannt. Nichtsdestotrotz nimmt man den die Warnungen, die von überall herkommen, sehr, sehr ernst.
Speaker 1:Im März 2020 geht das Land in den ersten Lockdown, der dazu führt, dass Schulen, Hochschulen, Pubs, Restaurants, Sportveranstaltungen erst mal ein Ding der Vergangenheit werden, quasi durchs gesamte öffentliche Leben kommt. Zum Erliegen genauso wie der internationale Flugverkehr. Was nebenbei bedeutet, dass mit dem Tourismus ein für Irland extrem wichtiger Wirtschaftszweig vorerst nonexistent ist. Unvermeidlich sind die wirtschaftlichen Folgen für Kleinunternehmer, Kulturschaffende, Selbstständige unterschiedlichster Branchen und insbesondere die Gastronomie und Hotellerie absolut verheerend. Seitens der Regierung sieht man dabei nicht untätig zu und lässt den Gewerbetreibenden und der Bevölkerung durchaus gewisse Hilfsmittel angedeihen.
Speaker 1:So gibt es ein gesondertes Arbeitslosengeld für Pandemiebetroffene, ein sogenanntes, das auf Pauschalbeträge in unterschiedlicher Höhe hinausläuft, die den Betroffenen wöchentlich beziehungsweise monatlich zukommen, die eben aufgrund der Auswirkungen freigestellt sind oder in Branchen tätig waren, innerhalb der sie gänzlich ihre bisherigen Arbeitsplätze verlieren. Auch betroffene Unternehmen werden mit zu bezuschusst und beide Punkte durch diverse Kurzarbeitsregelungen zusätzlich ergänzt. All dies führt dazu, dass sich die öffentliche Hand massiv verschulden muss, was eben durch die ja globale Wirtschaftskrise die Abkühlung der Konjunktur noch weiter verschärft. Da das Ganze diesmal aber kein Einfallschulden ist, ist die öffentliche Wahrnehmung hier eine gänzlich andere als zum Beispiel während der Wirtschaftskrise 10 Jahre zuvor. Pandemie fast untergeht ist, dass seit den Parlamentswahlen im Februar 20 20 in Balddublin eine außergewöhnliche Dreierkkoalition regiert.
Speaker 1:So müssen erstmals die beiden politischen Platzhirsche Fiana Fall und Finne Gell gemeinsam koalieren. Und weil dies immer noch nicht zu 1 regierungsfähigen Mehrheit reicht, kommen auch die Grünen mit dazu, die gerade in den großstädtischen Wahlkreisen oft beträchtliche Stimmanteile einfahren konnten. Neuer Premierminister dieses Konstrukts ist Michal Martin von der Fiana Fall. Er ist politisch sehr erfahren, aber bei weitem kein charismatischer Hoffnungsträger für das Land. Deswegen sieht das Parlament vor, dass Liuvaradka von der Koalierenden Finegale im Jahr 20 22 das Amt wieder übernimmt.
Speaker 1:Die Absichten dieser außergewöhnlichen Koalition werden zu Beginn stark durch die Pandemie beeinträchtigt und langfristige Reformationsvorhaben landen oft erst mal auf Eis. Ein volksnahes Gesicht der Politik für die Gesellschaft bildet der zu dem Zeitpunkt eigentlich in zweiter Reihe stehende Liva Redker. Ist er doch ausgebildeter Arzt, so geht er während der Pandemie zeitweise zurück in den medizinischen Dienst, arbeitet freiwillig stundenweise in der Patientenbetreuung. Ein in erster Linie symbolischer Akt, der aber sehr positiv reflektiert wird. Und nebenbei informiert war war Radtger die Bevölkerung faktisch orientiert, aber durchaus empathisch, was angesichts der aktuellen Ungewissheit in der Situation doch eine gewisse Ruhe ins Land bringt.
Speaker 1:Auch im sozialen Miteinander und im Inneren der einzelnen Bürger hat die Solidarität natürlich Auswirkungen, die gesellschaftliche Folgen haben. So ist positiv zu sagen, dass einerseits die Solidarität untereinander, insbesondere in Bezug auf Nachbarschaftshilfen, Spendenaktionen für Institutionen, teilweise auch Gewerbe, die in jener Zeit bedroht sind drastisch zunehmen. Auf der anderen Seite schlägt aber auch oft die Isolation brutal zu. Gerade bei älteren Menschen, die in betreuten Wohneinrichtungen leben oder zu Risikogruppen zählen und deswegen noch mal mehr als alle anderen Kontakte meiden sollen, Genauso wie beispielsweise bei Menschen mit sozialer Phobie oder mit psychischen Erkrankungen machen sich die Einschränkungen doch noch mal mehr bemerkbar. Was die Isolation insgesamt bedeutet, ist natürlich nicht auf den ersten Blick absehbar, aber in jedem Fall immens so ist zu beobachten.
Speaker 1:Nicht nur aus Behandlungsstatistiken, aber auch aus Kontakten, die man direkt hat oder die einem zugetragen wurden, dass die Anzahl von beispielsweise Depressionen und Angststörungen drastisch zunimmt. Es führt fast zwangsläufig dazu, dass psychologische Dienste und Hilfshotlines in diese Richtung drastisch überlastet sind. Auch wegen des Distanzunterrichts sind Schüler und Lehrer gleichermaßen belastet, was eben zu den gerade genannten psychischen Folgen genauso führt wie in vielen Fällen zu Lernrückständen. Für etwas Entlastung sorgen zumindest ja, gesellschaftliche und kreative Aktionen vor Ort, die die Communitys individuell zumindest etwas näher zusammenbringen, aber auch soziale und vor allem digitale Plattformen. Allgemein nimmt die Digitalisierung Notgedrungen noch mal drastisch zu und das in einem Land, das einen international vergleichsweise hohen Digitalisierungsgrad hat.
Speaker 1:So wird unter anderem das Arbeiten von zu Hause aus in Bürotätigkeiten zur Normalität. Ich selber musste oder durfte das auch für 2 Jahre mehr oder weniger als absoluten Normalzustand erfahren, bevor im Frühjahr 20 22 eine teilweise Rückkehr in die Büros wieder angekündigt wurde. Auch der öffentliche Sektor einschließlich vieler Behörden sieht sich zum Handeln gezwungen und modernisiert sich in Rekordzeit gerade in Bezug auf Onlineprozesse, die das Erscheinen in Ämtern und so weiter und so fort oft eher übrigen. Auch der Schulunterricht findet, wie vorhin schon angesprochen, durch die Schließung der Klassenräume und Beschränkungen, was soziale Kontakte angeht, zwangsweise über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams statt. Eine Folge, die all dies über die Pandemie hinaus hat, ist, dass Unternehmen oftmals erkennen, dass Remote Work durchaus funktioniert und sie ihre Strukturen nachhaltig verändern, indem sie zum Beispiel gewisse Funktionen, wo jetzt eine Anwesenheit im Büro nicht zwingend erforderlich ist, komplett als Remote Stellen ausschreiben oder Leute auch nach Ablauf der Pandemie oft nur noch ein-, zwei- oder maximal dreimal die Woche tatsächlich erforderlich ins Büro kommen lassen und ansonsten von ihrem eigenen Schlaf-, Ess- oder Wohnzimmer aus arbeiten lassen.
Speaker 1:Dies führt dazu, dass viele Menschen, insbesondere auch Familien aufgrund der erleichterten Pendelbedingungen Dublin verlassen, in ihre Heimat zurückkehren oder auch in Pendlerstädte, von denen aus Dublin gut erreichbar ist. Viele kleine oder mittlere Städte erfahren dadurch eine gewisse Renaissance durch einen unerwarteten Bevölkerungszuwachs. Eine Herausforderung dabei bleibt aber ein eine strukturelle. Und zwar die ganz einfache, dass nach wie vor nicht überall im Land der Zugang zum Internet gut genug ist. So sind Bandbreitenthemen und Ähnliches teilweise bei Punkten wie remote Working oder allgemein in der Verlässlichkeit, wenn's die Netzwerke und Verbindungen geht, 1, das ein Dauerthema bleiben soll.
Speaker 1:Schlussendlich der Pandemie, die für all dies verantwortlich ist, entschieden den Kampf anzusagen, beginnt am Jahr 20 21, nachdem die ersten veröffentlicht und getestet sind, zunächst schleppend, aber mit immer weiter steigender Geschwindigkeit eine Impfkampagne in Irland. Anfangs gestaffelt nach Altersgruppen und gesundheitlicher Priorisierung zieht das Ganze derart an, dass Irland 20 22 in Europa mit zu den Ländern mit der höchsten Impfquote gehört. Während dieser Kampagne, beginnen im Sommer 20 21 weitgreifende Lockerungen. So können unter gewissen Voraussetzungen Restaurants öffnen, Sportveranstaltungen finden wieder statt. Reisen wird wieder möglich.
Speaker 1:Nichtsdestotrotz bleibt das Land vorsichtig. Neue Virusvarianten sorgen doch immer wieder für eine gewisse Unsicherheit. Ich muss sagen, es war ein etwas seltsames Erlebnis. Nichtsdestotrotz hab ich diese Zeit auch für eine kleine Reise innerhalb des Landes genutzt und war im Juni 21 in Westclear auf einem kleinen Wandertrip. Man merkte teilweise wirklich die Unsicherheit an einzelnen Orten, aber zugleich auch die Freude, dass ein gutes Stück Loyalität die Menschen wieder erreichte.
Speaker 1:Gemeinsam mit diesen positiven Tendenzen kehrte aber auch eine gewisse Skepsis mit ein. So waren Bedenken gegenüber den Impfungen genauso wie allgemeine Themen wie Freiheitsrechte, gerade für Ungeimpfte, aber auch das allgemeine Vertrauen in die Medizin beziehungsweise Pharmaindustrie und den Staat oft Dinge, die die Menschen beschäftigten. Trotz alledem ist Irland mit Sicherheit 1 der Länder, dem die Balance zwischen Schutz der Bevölkerung und Lockerung, was die Restriktionen angeht, besser gelingt als vielen anderen Nationen. Über die Pandemie Jahre hinweg zeigt sich, dass Irland wirtschaftlich widerstandsfähiger, politisch komplexer und gesellschaftlich gereifter geworden ist. Und während die Republik Irland infolge dieser Ereignisse ein wieder ein europäisches Schwergewicht geworden ist, zeigen sich auf der anderen Seite aber auch umso mehr gewisse strukturelle Probleme im Land.
Speaker 1:Das ist die galoppierende Wohnungsnot, die wir in der heutigen Folge genauso wie in vorhergehenden Episoden schon öfter thematisiert haben. Genauso wie ein öffentliches Gesundheitssystem, das mit gravierenden Personal- und Finanzierungsproblemen kämpft und deswegen einfach den Bedarf nicht mehr hinterherkommt bei wachsender Bevölkerung, genauso wie die allgemein tendenziell steigende soziale Ungleichheit. Themen, die die folgenden Jahre definitiv vor Herausforderungen stellen. Der letztgenannte Punkt ist eine Problematik, die auch das Jahr 20 23 kennzeichnen wird. Ist es doch nun so, dass nicht nur die Wohnungssituation in Bezug auf Verfügbarkeit und Preise die Menschen im Land schwer belastet.
Speaker 1:Hinzu kommt die Inflation der Pandemiejahre, die zu drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten führt. Und insbesondere junge Menschen und solche in 1 allgemein schwierigen Situation, wie zum Beispiel Ältere ohne private Vorsorge oder Eigenheim oder Alleinerziehende ganz besonders belastet. Lieferengpässe bei diversen Gütern kommen noch hinzu, genau wie die durch den im Vorjahr begonnenen Ukrainekrieg ausgelöste Energiepreise, die auch hier die Kosten drastisch in die Höhe treibt. Etwas, das zu dem sich weiterverbreitenden Gefühl führt, dass sich viele Menschen von der Politik und den Eliten des Landes abgehängt fühlen. Interessanterweise ist aber zu den Wahlen 20 24, die man vielleicht als besonders stark von diesen Gefühlen beeinflusst hätte, erwarten können.
Speaker 1:Kein wirkliches politisches Leben erwachsen. Zwar sieht man gefördert durch Populismus, basierend auf dem Gefühl der sozialen Benachteiligung und Zuwanderungs kritik, einen verhältnismäßig starken Zuwachs auf den rechten Flügel. Eine politische Richtung, die zwar marginal bleibt, aber doch deutlich zugelegt hat mit Blicken auf zum Beispiel die National Party oder gewisse Independence, also unabhängige Kandidaten, die im gleichen Fahrwasser schwimmen. Was ansonsten zu beobachten ist, ist, dass sich mit Fiana Fall und Finne Gell die beiden, die quasi die führenden Kräfte der vorangegangenen Koalition waren, an der Spitze behauptet haben und im Gegensatz zu den vorhergehenden Wahlen wieder eine absolute Mehrheit gewinnen konnten und miteinander 52 Prozent erreicht haben. In der Folge ist der Ministerpräsident der T-Shirt abermals Michal Martin.
Speaker 1:Insbesondere im Jahr 20 25 stellt die das weltweite politische und wirtschaftliche Klima die sehr techlastige irische Wirtschaft vor gewisse Herausforderungen. So unter anderem den das allgemeine wirtschaftliche Klima, die Konjunktur genauso wie die Frage, wie die US Regierung unter Donald Trump weiterhin mit der Auslandswirtschaft umgeht und was dies auf mögliche Versteuerung von Gewinnen zum Beispiel und damit kulturelle Einflüsse auf Aktivitäten und Umsätze im Ausland bedeutet. Nichtsdestotrotz ist hier nach wie vor mit Wachstum zu rechnen. Was aber gerade in Bezug auf den Erhalt und mögliches Wachstum, was Arbeitsplätze im Sektor angeht, eine zusätzliche Bedrohung oder zumindest ein Bedenken ist, ist der Fortschritt beim Thema AI. So kursieren doch nach wie vor Befürchtungen, dass viele der klassischen Techarbeitsplätze, vor allem was Themen wie Kundenservice, Content Moderation und solche Dinge angeht, durch künstliche Intelligenz ersetzt werden könnten und damit zu einem Wegfall von einem deutlichen Maß anstellen hier führen könnten.
Speaker 1:Alles Fragezeichen, die nahelegen, dass Irland sich etwas anders wirtschaftlich aufstellen und vor allem diversifizieren muss und dies in vielen Bereichen auch tatsächlich tut. So haben wir hier zum Beispiel die Biotechnologie, erneuerbare Energien, Stileentwicklung und den Agvi Tech Sektor, alles Dinge, die gerade im Westen des Landes erhebliches Wachstum erfahren und Cork absolute Innovationszentren in diesen Bereichen, die auch Start ups Ansicht binden, gerade indem auch wirklich Universitätskooperationen und Ähnliches forciert werden und damit weitere wirtschaftliche Hubs im Lande in neuen Industrien entstehen lassen. Etwas, das meiner persönlichen Meinung nach auch in vielen anderen Belangen eine große Chance fürs Land ist, weil eben nicht nur weitere Wirtschaftszentren ausgebaut werden, die die Makroregionen deutlich profitieren lassen und die Wirtschaftskraft besser im Land verteilen, sondern auch dort die infrastrukturelle Entwicklung weiter verbessern, gleichzeitig aber auch den Druck im Bezug auf strukturelle Herausforderungen durch weiteren Zuzug in der Metropolregion Dublin perspektivisch etwas verringern. 'N Punkt, der aber bestehen bleibt, ist, dass auch in diesen verglichen mit Dublin kleineren Ballungsräumen strukturell und gerade was den Wohnungsbau angeht, auch viel passieren muss. Denn nicht nur in Dublin sind 20 24 25 die Mieten- und Eigenheimpreise auf Rekordniveau, sondern genauso beispielsweise in Corg und Glowey.
Speaker 1:Und das vorhin schon angesprochene Problem der Obdachlosigkeit steigt nur weiter, genauso wie die Herausforderung für die jüngere Generation 1 Tages zu einem Eigenheim zu kommen. Was dem entgegenzusetzen ist, ist eine, wie sie aus der aus der Opposition angestoßen wird, deutliche Investition in sozialen Wohnungsbau. So sollten in den sozialen Wohnungsbau. So sollten in den nächsten 5 Jahren 100000 Sozialwohnungen geschaffen werden, was natürlich Kapital und Arbeitskraft bindet. Wo man beides findet, muss sich aktuell noch zeigen.
Speaker 1:Nach außen hin fährt Irland seinen soliden Kurs weiter, zeigt sich, wie seit jeher militärisch neutral multilateral engagiert und ganz besonders auch proeuropäisch. Eine Stimme, die gerade in den jüngeren Jahren oft von Populisten in Bezug auf Flüchtlingsströme, aber auch in Bezug auf vermutete europäische Gängelung kritisiert wird. In weiten Kreisen der Bevölkerung aber etwas, das viel Rückhalt findet. Nicht zuletzt mit dem starken Argument, dass man ja vor nicht allzu langer Zeit selbst erheblich von der europäischen Solidarität profitiert hat. So vertritt auch Dublin den Kurs der Europäischen Union in Bezug auf den Ukrainekonflikt, beteiligt sich gemäß der eigenen Neutralität aber nicht an Waffenlieferungen, sehr wohl aber an humanitärer Hilfe, unter anderem durch den viel zahligen Aufnahme von Flüchtlingen und als Wächter der internationalen Rechtsordnung, die man immer wieder bekräftigt und Verstöße dagegen anbrangert.
Speaker 1:Wenn wir zum Abschluss noch mal nach innen schauen, ist zu sagen, dass Irland 20 25 ein sehr offenes pluralistisches Land ist, was den gesamten Entwicklungen über die Saltig Tiger Jahre hinweg geschuldet ist. So ist heute ein Anteil von ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung im Ausland geboren. Was bedeutet, dass gerade die urbanen Zentren wie Dublin, Limric, Galway sehr multiethnisch geprägt sind und neue kulturelle Identitäten, wenn man so will, entstehen. Da haben wir den Spagat zwischen Tradition und der angesprochenen Migration und dem klassischen Katholizismus und 1 sehr säkularen Gesellschaftsordnung. Was aber auch auffällig bleibt, ist, dass man nach wie vor eine deutliche Diskrepanzüberzug auf die Selbstwahrnehmung und die Entwicklung strukturell auf Stadt- und Landbevölkerung genauso wie auf die Annahme der Digitalisierung und den Zugang dazu deutlich sehen kann.
Speaker 1:Punkte, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Herausforderungen nicht nur infrastruktureller Natur darstellen, sondern auch in Bezug darauf, dass man die Gesellschaft von einem weiteren Auseinanderdriften abhält und da seine gemeinsame Marschroute und Identität nicht verliert. Was aber trotz allen sozialen und strukturellen Spannungen mögliche Dinge sind, sind ausgleichende Faktoren auf kultureller und sportlicher Ebene, die die Menschen am Ende des Tages doch zusammenhalten. So sind es Flaggschiffe im Bereich der Musik wie Houser, Fountains DC, Lancam, die am laufenden Band internationale Erfolge und Auszeichnungen einheimsen. Filmreissigure wie Amal Reynolds, die auf diversen Festivals Auszeichnungen abräumen. Oder Serien wie normal People, die ein globales Publikum faszinieren, aber eben genauso das Einheimische.
Speaker 1:Und der größte Faktor, der die Menschen verbindet, ist, wie ich schon angedeutet hab, wahrscheinlich durch Sport. So gelang es der Frauenfußballnationalmannschaft 20 23 erstmalig sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Etwas, das nicht nur ein Erdbeben im Sport war, sondern auch die Menschen faszinierte und folglich einen absoluten Boom für den Frauenfußball erzeugte. Mehr Spielerinnen als je zuvor, neue Förderprogramme, ja, wachsende Zuschauerzahlen in der nationalen Frauenliga, die sich in den letzten Jahren annähernd verdreifacht haben und ein neues emanzipiertes Gesamtbild des Sports im Gesamten. Auch bleibt man im Rugby eine Nacht, eine Nacht.
Speaker 1:Siege gegen große Rivalen wie England, Frankreich, Neuseeland, die allesamt genauso zur Weltspitze zählen, zementieren den Ruf, dass Irland genau dort hingehört. Und vermittelt damit ein ganz neues Bild der Identität im Bezug auf die auf den Sport, aber auf die Nation im Gesamten, die man mit Sicherheit oftmals mit in den Alltag nehmen kann. Da stehen Werte wie Selbstbewusstsein, Inklusion und eine gewisse Jugend. Positive Worte, mit denen ich die heutige Episode auch beschließen möchte. Wir haben uns einen relativ kurzen, aber sehr bewegten Zeitabschnitt von gerade mal 27 Jahren, heute noch mal extensiv gewidmet.
Speaker 1:Und ich hoffe, damit ein Bild dessen Zeichen haben zu können, wie sich denn Irland in der jüngeren Vergangenheit zu dem entwickelt hat, was es heute ist. Und auch vielleicht dem einen oder anderen einen gewissen Eindruck geben können, was ihn oder sie denn hier im Land erwartet, gesellschaftlich und was alles andere angeht. Ich freu mich auch, die Serie zur Geschichte der grünen Insel damit abschließen zu können. Das Ganze hat sich doch länger gestreckt, als ich's mir eigentlich gedacht hätte. Aber ich hoffe, dass ich mit der Reise, die ich euch da vorbereitet habe und auf die ich euch mitgenommen habe, doch viele Fragen beantworten habe können und viele tolle Eindrücke habe vermitteln können.
Speaker 1:Ich hab eine ganze Reihe an Episoden in der Schublade, die wir in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam angehen können. Und freu mich damit auch sehr, mich wieder den Kernthemen des Podcasts, es geht ja in erster Linie das Leben auf der grünen Insel. Mehr widmen zu können. Bleibt also dabei und seid gespannt, was uns da alles erwartet. Ich freu mich auf jeden Fall sehr mit euch beziehungsweise auf euch, auf die weitere Reise mit euch, so rum muss es heißen.
Speaker 1:Und. Damit wären wir auch schon wieder am Ende 1 Folge angelangt. Ich hoffe, diese Episode hat euch gefallen. Wenn ja, lasst bitte auf den Streamingdienst, über den ihr den Podcast hört, eine positive Bewertung da und abonniert den Kanal. Erzählt auch gern anderen Irlandbegeisterten in eurem Umfeld von.
Speaker 1:Bei Fragen oder Anregungen könnt ihr mich gern jederzeit über die sozialen Netzwerke oder per E-Mail kontaktieren oder auch gern über das Kontaktformular auf der Website. Lasst's euch gut gehen, bleibt gesund und wir hören oder sehen uns bald auf der grünen Insel oder bei Beharrles Shyamed in Island. Ist dahin schau, servus und auf Wiedersehen, sagt euer Bayer auf der Grünen Insel.